Der Wolf im Vliespelz – Tapetenintarsien aus Vliestapeten


Im Zuge des Gestaltungsunterrichts im Lernfeld 8 der Malermittelstufe stand die Neugestaltung eines Tattoo-Studios (fiktiver Kundenauftrag) an. Der Besitzer (Leo Wolf) wünschte hier eine vollständige Neugestaltung seines Empfangsbereiches einschließlich einer Trennwand (Sichtschutz) zu den dahinter befindlichen Behandlungsräumen (siehe Skizze des Empfangsbereiches).

Da in diesem Lernfeld schwerpunktmäßig das Tapezieren im Vordergrund steht, lag es nahe, auch eine entsprechende Wandgestaltung in den Kundenauftrag einzubeziehen. Die Idee war es, das vorhandene Signet des Tattoo-Studios in ein völlig neues Erscheinungsbild zu bringen. Der Wolf, als Bildzeichen und stellvertretend für den Nachnamen des Besitzers, war somit eine Vorgabe des Auftraggebers, die es nun adressatengerecht zu gestalten galt.

Dabei war es ein Anliegen des Kunden, zunächst verschiedene Musterplatten als Entscheidungsgrundlage für die spätere Gestaltung der Trennwand vorgelegt zu bekommen. Das Signet (Wolfskopf) sollte mittels verschiedener Muster und Strukturen gefüllt werden, um ihm einen individuellen Charakter zu verleihen. Hierzu diente die sogenannte Tapetenintarsie (ähnlich einer Patchworktechnik im Textilbereich) als technische Umsetzungsvorgabe. Bei der Auswahl geeigneter Tapetenmuster war es dem Kunden wichtig, die Strukturen/Muster so zu wählen und zu platzieren, dass sie das Gesamtbild des Wolfes nicht zu stark zergliedernd und ggf. auch einer Fellstruktur ähneln.

Abweichungen von der Originalfarbigkeit eines Wolfes waren durchaus erlaubt, sollten dann aber stimmig sein. Generell sollten der Kreativität keine großen Grenzen gesetzt werden, damit möglichst viele und unterschiedlichste Kompositionen als Musterplatten entstehen konnten.

Zur materiellen Ausgestaltung der Intarsien dienten alte Tapetenbücher, also Musterkollektionen aus zurückliegenden Jahren, die eigentlich Abfallprodukte gewesen wären. Auch angebrochene Restrollen aus früheren Tapezierschulungen oder privaten Beständen durften genutzt werden. So entstanden Musterplatten, die auch dem Aspekt der Nachhaltigkeit Rechnung trugen und letztlich als Upcyclingprodukte zu völlig neuer Gestalt gelangten. Technisch war dieser schulische Gestaltungsauftrag eine echte Herausforderung für die Malermittelstufe, denn neben der maßstabsgerechten Vergrößerung des Wolfsmotivs von DIN A4 auf das Plattenformat 80 x 120 cm, mussten auch millimetergenaue Übertragungsschablonen, ähnlich eines Schnittmusters in der Textilgestaltung, angefertigt werden. Diese dienten dann der exakten Übertragung auf die ausgewählten Tapetenmuster. Ein großes Puzzle mit vielen Teilen, bei dem man so manches Mal gerne den Überblick verlor. Daher war ein systematisches und präzises Zeichnen/Übertragen sowie Schneiden mit dem Skalpell angesagt. Es musste sauber eingekleistert und nahtfrei geklebt werden.

Letztlich war absolutes Feinhandgeschick und ein geschultes Auge gefragt, damit eine ansprechende und qualitativ hochwertige Intarsie entstehen konnte.

Dass dies den Schüler*innen der Malermittelstufe wirklich gelungen ist, soll die vorliegende Ausstellung im oberen Eingangsfoyer unserer Schule zeigen. Hier erhalten die Besucher die Gelegenheit, einmal in die Gestaltungswelt der Maler*innen und Lackierer*innen einzutauchen und sowohl die gestalterischen wie handwerklichen Fähigkeiten und Fertigkeiten kennenzulernen.

Die Schüler*innen hatten jedenfalls große Freude an diesem Unterrichtsprojekt, sind stolz auf ihre Ergebnisse und möchten daher die Platten auch zur Gestaltung ihrer eigenen vier Wände mit nach Hause nehmen… was sie selbstverständlich nach der Ausstellung dürfen.
Ich möchte die Besucher daher bitten, von Berührungen der Tapetenintarsien Abstand zu nehmen, damit diese Schüler*innen sich auch nach der Ausstellung noch an ihren Platten erfreuen können.

Wir freuen uns auf ihren Besuch und die Resonanz auf diese Schülerarbeiten.

Mit farbigen Grüßen
Dirk Wetzel, StD.
Fachbereichsleiter Farbtechnik und Raumgestaltung

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